Geld in der F1

Geldquellen in der Formel 1

Sir Frank Williams hat einmal gesagt: «Die Formel I ist jeden zweiten Sonntag von 14.00 bis 16.00 Uhr ein Sport. Die restliche Zeit ist sie Geschäft.»

Das Geschäft heißt Werbung. Vielleicht bieten Fußball-WM oder Olympische Spiele für einen Sponsor ein noch prächtigeres Schaufenster für seine Produkte. Aber Grands Prix gibt es 16 oder 17 pro Jahr, die anderen Großanlässe nur alle vier Jahre. Aus diesem Grund ist die Formel I heute weltweit die beste Werbeplattform: Bei jedem Grand Prix schaltet sich ein Milliardenpublikum zu.

Starker Tabak

Besonders die Tabakindustrie hat dies bald erkannt. Da inzwischen in zahlreichen Ländern herkömmliche Werbung für Tabakprodukte untersagt ist, bietet die Formel I einen sicheren Hafen. Jedenfalls so lange, bis der Tabakwerbung weltweit ein Riegel geschoben wird.

1999 investieren Sponsoren I,5 Mia Mark in die Formel I - dies ohne den finanziellen Aufwand, den Autowerke für die Entwicklung, den Bau und das Betreiben von GP-Motoren ausgeben. Und ohne die Summe, die Bridgestone aufwendet, um sich alleiniger Ausrüster der Formel I nennen zu dürfen.

Fachleute schätzen; dass 80 Prozent dieser 1,5 Mia Mark von Tabak verarbeitenden Konzernen in die Formel I eingebracht werden! Kein Wunder, sind die Zigarettenhersteller allgegenwärtig. Das Werbebudget von Marlboro für Ferrari taucht in der Philip-Morris-Buchhaltung mit 170 Mio Mark auf. Dazu kommen Bandenwerbung, Printmedien usw. Benson & Hedges lässt sich das Engagement bei Jordan mehr als 60 Mio kosten, Gauloises überweist dem Prost-Team rund 40 Mio pro Jahr. Die Teams profitieren nicht nur von der Spendierfreudigkeit ihrer Geldgeber. Die ist im übrigen an den Erfolg gebunden: Wieviel Geld ein Sponsor ausschüttet, ist von den Rennergebnissen und der Medienpräsenz abhängig. Da sitzen die Leute aus der Marketing-Abteilung schon mal mit der Stoppuhr vor dem Fernseher und notieren akribisch, wieviele Sekunden lang die Logos ihrer Firma im Bild waren.

Bernies Einnahmequellen

Die Ausgaben eines Teams werden jedoch nicht nur von Geldgebern ausgeglichen, sondern auch von den Einnahmen von Bemie Ecclestones «Formula One Holding» und den zahlreichen Tochterfirmen dieses imposanten Firmenimperiums.

Die Haupteinnahmequelle ist dabei jenes Geld, das Ecclestone für die Fernsehübertragungsrechte in den jeweiligen Ländern ausgehandelt hat. Die Gesamtsumme dürfte für 1999 im Bereich von 550 Mio Mark liegen, für 2000 wird sie sogar bei 700 Mio Mark angesiedelt! Wieviel ein Land für die Übertragungsrecht hinblättern muss, ist sehr verschieden. Der britische Sender ITV bezahlt beispielsweise pro Jahr 40 Mio Mark, der französische Sender TF I hingegen 20 Mio. Ecclestone variiert den Preis je nach Einschaltquoten und Finanzniveau des Landes.

In jüngerer Vergangenheit hat Ecclestone die wundervolle neue Einnahmequelle Digitalfernsehen entdeckt. Der Fairness halber sei dazu gesagt, dass der Brite aus der eigenen Tasche eine dreistellige Millionensumme in die Entwicklung des Übertragungsmaterials investierte.Tele+ (privates Digitalfernsehen in Italien) und die R.AI (öffentlich-rechtliches Fernsehen in Italien) bezahlen für die Übertragungsrechte 1999 31,5 und 40 Mio Mark.

Eine andere Geldquelle ist der Paddock-Club - jenes exklusive, auf oder unweit der Boxenanlage angesiedelte Dorf, wo der Champagner in Strömen fließt und die GP-Teams ihre exklusivsten Gäste bewirten lassen. Preis pro VIP-Ticket: rund 2500 Mark. Im Schnitt sind pro Formel- I -Lauf 2500 VIP oder solche, die sich dafür halten, zugegen. Und dies I6 oder I7 Mal pro Jahr. Rechne!

Eine weitere Einnahmequelle: Um die Formel I zu Gast zu haben, müssen rund 10 Mio Mark bezahlt werden. Will ein Organisator im Rahmenprogramm sagen wir einen Lauf zur nationalen Formel-Ford-Meisterschaft austragen, kostet das zusätzlich.

Ganz zu schweigen vom Erlös aus dem Verkauf der Werbeflächen entlang der Strecke, welcher ebenfalls über eine von Ecclestones Firmen abgewickelt wird. Oder den Standgebühren für Fanartikelhändler. Überall fließt Geld in die Kassen von Bernies Firmen ISC, APM, FOA, FOPA; FOWT, FOH usw. Und von dort in einem bestimmten Anteil zum exklusiven Kreis der Grand-Prix-Teams zurück.

Preisgeldsystem

Es ist leichter, Informationen über Bewegungen auf Schweizer Bankkonten zu erhalten als über das komplette Preisgeldsystem in der Formel I.
Einige Details machen jedoch deutlich, nach welch aufwendiger Schlüssel die Grand-Prix Teams Geld erhalten, beispielsweise aus einem Teil des Verkaufs an den TV-Übertragungsrechten Die sind 1999 im Bereich von 550 Mio Mark anzusiedeln.

Der Zahlungsschlüssel

Wieviel Geld ein GP Team aus diesem Füllhorn erhält, hängt von zahlreichen Einflüssen ab:

Wenn all diese Bonuspunkte ausgerechnet sind, ergibt sieh der Anteil für die einzelnen Teams. Ein weiterer Schlüssel zum Ausschütten von: Einnahmen der FOH (Formula One Holding) von Formel-I-Chef Bernie Ecclestone und zur Gewährung Reisevergünstigungen ist die Plazierung im Konstrukteurs-Pokal des Vorjahres. Nur die ersten zehn in der WM werden hier berücksichtigt.
Nach diesem Schlüssel erhält Ferrari einen Anteil von 23,33 Prozent, McLaren 16,67, Jordan 13,33 usw. (Stand 2000)

Der Zahlungsmodus

So unübersichtlich das ganze System zu sein scheint (selbst Teammitglieder geben zu, den Schlüssel nicht ganz zu verstehen), so gut funktioniert der Geldfluß.
Die Prämien für die GP-Teams - werden vierteljährlich ausbezahlt, und zwar immer in den zwei Wochen, die auf eine Dreimonatsperiode folgen.

In den 70er Jahren kam ein wesentlich simplerer Schlüssel zum Einsatz: Berücksichtigt wurden damals Startplatz, Rennplazierungen nach einem Viertel des Grand Prix, nach der Hälfte, nach; drei Vierteln und zum Schluß des Rennens.

Der neue Schlüssel ist erheblich demokratischer. Auf diese Weise kann sich ein Team auch mal eine schlechte Saison leisten. Beispiel Prost: Trotz einer katastrophalen 1998er Saison (Rang 9 im Konstrukteurs-Pokal, nur ein Punkt kamen die Franzosen 1999 in den Genuß von einer Summe in der Region von 27 Mio Mark.
Die Prämien von Spitzenteams wie McLaren und Ferrari sind im Bereich von 50 Mio Mark anzusiedeln. Williams etwa erhält 1999 trotz enttäuschender Saison'98 (nur 38 Punkte, Rang 3 in der Markenwertung noch immer eine Summe von rund 45 Mio Mark - weil die hervorragenden Ergebnisse in den Jahren zuvor nachwirken.

 

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